Baden-Württemberg (post-)kolonial. Geschichtswissenschaftliche und zivilgesellschaftliche Perspektiven

Baden-Württemberg (post-)kolonial. Geschichtswissenschaftliche und zivilgesellschaftliche Perspektiven

Veranstalter
Akademie der Diözese Rottenburg Stuttgart, Fachbereich Geschichte; Prof. Dr. Bernd-Stefan Grewe & PD Dr. Johannes Großmann (Universität Tübingen); Initiative „Black History in Baden-Württemberg“
Veranstaltungsort
Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Tagungshaus Weingarten
PLZ
88250
Ort
Weingarten
Land
Deutschland
Vom - Bis
17.11.2022 - 19.11.2022
Deadline
31.05.2022
Von
Johannes Kuber, Fachbereich Geschichte, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Eine wachsende Zahl lokaler Initiativen und wissenschaftlicher Institutionen widmen sich der Erforschung und Sichtbarmachung kolonialer Strukturen in Baden-Württemberg. Die Tagung soll die Vernetzung von Akteur:innen aus Zivilgesellschaft und Wissenschaft fördern und Impulse für die weitere lokal- und regionalhistorische Auseinandersetzung geben.

Baden-Württemberg (post-)kolonial. Geschichtswissenschaftliche und zivilgesellschaftliche Perspektiven

An immer mehr Orten des deutschen Südwestens leisten lokale zivilgesellschaftliche Initiativen einen wichtigen Beitrag zur Erforschung und Sichtbarmachung kolonialer Strukturen. Antirassistische Protestbewegungen, Rückgabeforderungen und Diskussionen über Denkmäler und Straßennamen haben den zum Teil seit Jahrzehnten aktiven, zum Teil neu gegründeten post- bzw. dekolonial arbeitenden Gruppen mehr öffentliches Gehör verschafft.

Zugleich differenziert sich die historische Forschung zum deutschen Kolonialismus immer stärker aus, und in verschiedenen Bundesländern wurden erste Versuche unternommen, entsprechende regionalgeschichtliche Perspektiven zu etablieren. Auch in Baden-Württemberg erhielten koloniale Verstrickungen und postkoloniale Themen in den letzten Jahren vermehrte wissenschaftliche und öffentliche Aufmerksamkeit auf ersten Tagungen, in Ausstellungen und auf politischer Ebene, etwa im Rahmen der Namibia-Initiative des Landes.

Auf einer über die lokale Ebene hinausgehenden, landesweiten Ebene scheinen die verschiedenen Akteur:innen aus zivilgesellschaftlichem Aktivismus, „etablierter“ Wissenschaft (Universitäten, Archive) und Public History (Museen, Geschichtsvereine) allerdings bislang kaum vernetzt zu sein. Die geplante Tagung will einen Beitrag dazu leisten, diesen gegenseitigen Austausch zu fördern und so Anknüpfungspunkte für zukünftige Kooperationen zu schaffen. Sie will einen Raum zur Vorstellung neuer Forschungsprojekte und -ergebnisse und zur Diskussion zentraler Desiderate bieten und so Impulse für die weitere lokal- und regionalhistorische Forschung geben.

Im Zentrum der Tagung soll die Frage stehen, wie stark kolonialistisches Denken in der südwestdeutschen Gesellschaft verankert war: Wie viel wusste man auf der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald über die deutschen Kolonien? Wie verbreitet waren koloniale (und ab 1918 kolonialrevisionistische) Diskurse und Praktiken in badischen, württembergischen und hohenzollerischen Städten und Dörfern?

Willkommen sind Beiträge insbesondere zu den folgenden zentralen Bereichen des Kolonialismus und Kolonialrevisionismus im deutschen Südwesten:

- Kirche (z.B. Missionsvereine)
- Wissenschaft (z.B. Universitäten, wissenschaftliche Gesellschaften)
- Militär
- Politik
- Alltagskultur (z.B. Zoos, Menschenschauen, Museen)
- Zeitungen und andere Medien
- Ökonomie

Dabei können die entsprechenden Tätigkeiten südwestdeutscher Akteur:innen in den Kolonien und deren Aus- und Nachwirkungen untersucht werden. Von besonderem Interesse sind aber ihre Aktivitäten in Südwestdeutschland, die damit verbundenen kolonialen Prägungen der Gesellschaft („Empire at Home“) und die lokalen und regionalen Ausformungen kolonialrevisionistischer Bestrebung nach dem Ende der deutschen Kolonialherrschaft.

Im Zusammenhang damit sind auch inter- und intraregionale Vergleiche erwünscht: Gab es spezifische Formen des Kolonialismus im deutschen Südwesten, und wie unterschieden sich die kolonial(revisionistisch)en Strukturen innerhalb dieses Untersuchungsgebiets? Welche Rolle spielten zum Beispiel die Konfession, die sozioökonomischen Strukturen, die damit verbundene politische Prägung oder die unterschiedlichen Verwaltungstraditionen in Baden, Württemberg und Hohenzollern?

Begrüßt werden auch historisch fundierte Beiträge zur Frage der Erinnerungspolitik, also zu kolonialen Spuren in Baden-Württemberg und ihrer (Un-)Sichtbarmachung im öffentlichen Raum, in Politik und Wissenschaft. Damit verbunden ist die Frage danach, ob neben universitären Wissenschaftler:innen und lokalen Aktivist:innen künftig auch Geschichtsvereine, Heimat- und Stadtmuseen und insbesondere Archive eine größere Rolle in der Erforschung und Darstellung der südwestdeutschen Kolonialgeschichte einnehmen können, welche Herausforderungen damit verbunden und welche Kooperationen dafür denkbar sind.

Die Tagung soll neben Historiker:innen aus dem universitären Kontext auch Vertreter:innen von Archiven, von historisch arbeitenden zivilgesellschaftlichen Initiativen, Museen und Geschichtsvereinen sowie Studierenden und Akteur:innen aus der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit die Möglichkeit zum Austausch bieten. Sie soll Synergieeffekte befördern und Auftaktveranstaltung für weitere Tagungen und Kooperationen werden. Für eine Keynote konnte PD Dr. Richard Hölzl (Universität Göttingen) gewonnen werden.

Proposals von höchstens einer Seite senden Sie bitte bis zum 31. Mai 2022 an Johannes Kuber: kuber@akademie-rs.de. Die Vorträge sollten 20 Minuten nicht überschreiten. Das Abstract sollte Name, Fachrichtung, Position und E-Mail-Adresse sowie einen Vortragstitel enthalten. Proposals von Studierenden und People of Color werden ausdrücklich begrüßt.

Über die Annahme Ihres Vorschlags werden wir Sie rechtzeitig informieren.

Kontakt

Johannes Kuber
Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Fachbereich Geschichte
Im Schellenkönig 61
70184 Stuttgart
+49 711 1640 753
E-Mail: kuber@akademie-rs.de

https://www.akademie-rs.de
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
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